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Die Gedankenwelt des vermeidenden Bindungsmusters

Autorenbild: Laura WegmannLaura Wegmann

Die Person mit einem vermeidenden Bindungsmuster hat in ihrer Kindheit gelernt, dass Nähe und Bindung unsicher oder gar gefährlich sein können.


Oft stammt sie aus einer Familie, in der Emotionen keinen Platz hatten oder als Schwäche galten.



Ihre Bezugspersonen waren vielleicht emotional unzugänglich, distanziert oder kritisierten emotionale Bedürfnisse als übertrieben. Die Botschaft, die sie verinnerlichte, lautete: „Du kannst nur auf dich selbst zählen. Nähe führt zu Schmerz oder Ablehnung.“


So hat sie früh gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse nach Nähe und Zuwendung zu unterdrücken.


Sie wirkt nach außen hin unabhängig und stark, doch in ihrem Inneren herrscht ein tief verwurzelter Konflikt: der Wunsch nach Nähe wird von der Angst vor Vereinnahmung und Verletzung überlagert.


Sie denkt: „Ich brauche niemanden. Ich komme alleine besser klar.“ Gleichzeitig meidet sie emotionale Konfrontation und fühlt sich schnell bedrängt, wenn jemand ihr zu nah kommt. Ihr Lebensmotto scheint zu sein: „Bleib mir nicht zu fern, aber auch nicht zu nah.“


Menschen mit diesem Bindungsmuster halten andere auf Distanz, indem sie kühl, rational oder sogar abweisend wirken.


Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine große Angst – die Angst, emotional zu viel von sich preiszugeben und dadurch verletzbar zu werden. Sie fürchtet unbewusst, dass zu viel Nähe sie abhängig machen oder sie in ihrer Autonomie gefährden könnte.


Wenn sie in einer Beziehung ist, denkt sie: „Warum reicht dir nicht, was ich gebe? Warum brauchst du so viel von mir?“


Sie fühlt sich von den Bedürfnissen des Partners überfordert und reagiert mit Rückzug oder emotionaler Abstumpfung. Manchmal sabotiert sie die Beziehung sogar unbewusst, indem sie Fehler am Partner sucht oder Gründe findet, warum die Beziehung nicht funktionieren kann.


Dennoch ist sie nicht frei von Schmerz. Wenn der Partner sich zurückzieht oder die Beziehung beendet, fühlt sie sich tief verletzt, auch wenn sie das nach außen nicht zeigt. Sie fragt sich: „Warum bleibe ich immer allein? Warum fühle ich mich so leer, obwohl ich alles habe?“


Manchmal denkt sie darüber nach, sich auf echte Nähe einzulassen. Doch die Vorstellung, emotional von jemandem abhängig zu sein, macht ihr Angst. Sie denkt: „Ich will lieben, aber ich kann es nicht. Ich will mich öffnen, aber was, wenn ich verletzt werde?“ Dieser innere Zwiespalt hindert sie daran, erfüllende Beziehungen zu führen.


Hinter ihrem vermeidenden Verhalten verbirgt sich oft ein inneres Kind, das nach Zuwendung und Akzeptanz schreit. Doch dieses Bedürfnis wird durch alte Glaubenssätze überlagert: „Wenn ich mich öffne, werde ich verletzt. Wenn ich mich auf jemanden verlasse, werde ich enttäuscht.“



Sie darf erkennen, dass Nähe und Unabhängigkeit sich nicht gegenseitig ausschließen.


Sie kann lernen, dass echte Nähe nicht bedeutet, sich selbst zu verlieren, sondern eine Möglichkeit ist, sich in einer Beziehung selbst besser zu finden. Der erste Schritt ist, die eigenen Ängste zu akzeptieren und zu verstehen, dass sie aus früheren Erfahrungen stammen – nicht aus der Gegenwart.


Indem sie sich mit kleinen Schritten öffnet und sich erlaubt, Nähe als etwas Positives zu erleben, kann sie die Balance zwischen Autonomie und Bindung finden.


Es erfordert Mut, diese alten Muster zu hinterfragen, aber der Weg lohnt sich. Denn am Ende wartet eine Form von Beziehung, die von Vertrauen, Sicherheit und gegenseitigem Respekt geprägt ist – und in der sie sich emotional wirklich zu Hause fühlen kann.


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